Berufen, aber nicht geweiht – meine Geschichte

Pslam 27 12f:
„Gib mich nicht meinen gierigen Gegnern preis; denn falsche Zeugen standen gegen mich auf und wüten!
Ich aber bin gewiss, zu schauen die Güte des HERRN im Land der Lebenden.“

Im Folgenden stelle ich in Kurzform meine Schritte auf dem Weg zum Diakon dar, die kurz vor der geplanten Weihe unerwartet ausgebremst wurden.
Meine Sicht der Geschehnisse öffentlich zu machen ist mir wichtig, besonders um Gerüchten und Halbwahrheiten, die meinen Ruf nachhaltig schädigen können, entgegenzusteuern.
Die einzelnen Kapitel können zur besseren Übersicht ein- bzw. ausgeklappt werden.

Für Fragen, Anmerkungen und Gespräche können Sie gerne mit mir Kontakt aufnehmen.
(Mail: alexander@mitarbeiterderfreude.de)

  • Sommer 2015: Aufruf zur Ausbildung zum Ständigen Diakon
  • Herbst 2015: Erste Gespräche mit damaligem Leiter Personal
  • Okt 2015 – Jul 2017: Grundkurs Theologie (Domschule Würzburg)
  • März 2017: Bewerbung zur Diakonenausbildung
  • Mai 2017: Bewerbertag des Bistums
  • Mai 2017: Zusage als Bewerber durch damaligem Leiter Personal
  • Herbst 2017: Beginn der Ausbildung in Magdeburg
  • Jun 2017 – Dez 2018: Aufbaukurs Theologie (Domschule Würzburg)
  • Dez 2018: Beauftragung zum Lektorat
  • Jan 2019 – Okt 2020: Pastoraltheologischer Kurs (Domschule Würzburg)
  • März 2019: Beauftragung zum Akolythat
  • Mitte 2019 – Mitte 2020 Pastoralpraktikum in der KSG Dresden
  • Dez 2020: 1. Skrutinium beim Bischof
  • Jan 2021: Admissio (Aufnahme als Kandidat)
  • März 2021: 2. Skrutinium beim Bischof

Im Zeitraum Sept 2017 – März 2021:

  • 18 Studienwochenenden in Magdeburg
  • 3 Studienwochen in Magdeburg / Sachsen-Anhalt
  • Mehrere Wochenenden in Wechselburg (diözesane Diakonen-Ausbildungsgruppe)

In Summe > 2.000 Stunden in die Ausbildung investiert.
Das entspricht der Arbeitszeit eines ganzen Jahres in einem Vollzeitjob.

  • Weiheankündigung im Kirchlichen Amtsblatt 3/2021 am 24. März 2021
  • Weiheverkündigung in der Pfarrei St. Martin Dresden Ende März 2021
  • Daraufhin gab es scheinbar:
    • Zwei Schreiben mit Bedenken aus der Gemeinde (Anfang April) an den Bischof
      (bis heute kenne ich nur ein Schreiben im Wortlaut)
  • Kontakt durch Leiter Personal des Bistums am 6. April 2021 mit Bitte um Termin 
    (keine Details auch nach Rückfrage)
  • Termin am 8. April 2021 im Ordinariat mit Leiter Personal
    • Schreiben von Herrn G. (mit dem ich noch nie persönlich gesprochen habe) wurde mir vorgelegt und ich wurde aufgefordert eine spontane Stellungnahme zum Inhalt abzugeben
      • Allgemeine, nicht haltbare Aussagen im Schreiben
      • Keine konkreten, mit Fakten unterlegte Vorwürfe
      • Schreiben ist m.E. ein Mobbing-/Verleumdungsversuch
      • Keine Einwände, die ein Weihehindernis darstellen oder einen Weiheaufschub rechtfertigen
    • Ein angeblich zweites Schreiben habe ich nicht erhalten, auch keine Infos zu dessen Inhalt
    • Der Leiter Personal stellte mir die Frage, ob ich mit einem Weiheaufschub einverstanden sei
      • Ich habe den Weiheaufschub abgelehnt, da dieser m. E. keine auf Fakten basierende Rechtfertigung hat
  • Am 10. April 2021 per Mail: Schreiben durch Leiter Personal mit Mitteilung des Weiheaufschubs im Auftrag des Bischofs
  • Am 11. April 2021 per Mail: Schreiben durch Bischof mit Hinweis auf CIC (Kirchenrecht) und Vorschlag zum Gespräch am 16. April 2021 -> Zusage zum Gespräch erfolgte durch mich am selben Tag
  • Am 13.April 2021 habe ich den Leiter Personal erneut um Zusendung des angeblichen zweiten Schreibens gebeten (alternativ auch eine anonymisierte Zusammenfassung)
    -> Ich erhielt die Antwort, dass ihm das Schreiben nicht vorliegt.
  • Am 16. April 2021 Gespräch mit Bischof
    • Weiheaufschub wurde nach Aussage des Bischofs bereits vor Ostern beschlossen
      (Bischof, GV, Leiter Personal) 
    • Kein Eingehen auf mein Feedback und den Hinweis auf Mobbing
    • Keine Schritte des Bischofs, weitere Meinungen zu meiner Person einzuholen
      (z. B. vom Ausbildungsleiter in Magdeburg oder meinem Praktikumsbetreuer in der KSG Dresden oder anderen Personen, mit denen ich seit Jahren in der Gemeinde zusammenarbeite)
    • Die Ursache der Probleme („Schuld“) wird im Wesentlichen nur bei mir gesehen („ich muss mich ändern“)
    • Keine klare Perspektive gegeben, nur „erst ist eine Befriedung der Gemeinde notwendig“, wie dies möglich sei, konnte nicht beantwortet werden
    • Keine mögliche Zeitleiste genannt, keine Unterstützung durch Bistumsleitung angeboten
    • Problem sind plötzlich nicht „nur die Schreiben“ sondern die „allgemeinen Zweifel an meiner Person“
  • Parallel: Die anderen Weihekandidaten haben (unabhängig von mir) dem Bischof die Verschiebung der Weihe um 2-3 Monate vorgeschlagen, damit die „Einwände“ gegen mich geklärt werden können und wir somit den Weg, den wir gemeinsam begonnen haben, auch gemeinsam vollenden können.
    • Bischof lehnt Vorschlag ab
    • Damit ist offensichtlich, dass es nicht mehr „nur“ um die Klärung der Einwände geht, was man sicherlich in wenigen Wochen erledigen könnte.
  • Am 20. April 2021 habe ich den Leiter Personal erneut gebeten, mir das angebliche zweite Schreiben zukommen zu lassen -> bis heute keine Antwort
    Zugleich stellte ich die Frage, wie das Bistum meine „nicht-Weihe“ kommunizieren will. Auch hierzu habe ich bisher keine Antwort erhalten.
  • Nach weiterem Schreiben an Bischof und Leiter Personal mit Bitte um Feedback zu Kommunikation der ‘nicht-Weihe’ und der Perspektive für mich, Zusage einer Antwort bis 3. Mai, spätestens 4.Mai 2021 – bis 5 Mai keine Rückmeldung
  • Ein „kranker“ Prozess
    • Erlaubt bis zum letzten Tag vor der Weihe „diffuse“ Einwände zu äußern.
      Dies kann zum bewussten Mobbing des Kandidaten benutzt werden.
      -> „Machtmissbrauch von unten“
      -> der „Mobber“ hat keine Konsequenzen zu befürchten
    • Der Prozess erlaubt keine Möglichkeit einer strukturierten Aufarbeitung vor der Weihe
      -> die Frage nach Feedback in der Gemeinde wird viel zu spät gestellt
      -> eine Objektivierung der Vorwürfe findet nicht statt
      -> es findet eine Beweislastumkehr statt
      (nicht die Einwände müssen bewiesen werden, vielmehr wird vom „Opfer“ der Gegenbeweis erwartet)
    • Es reichen „undefinierte“ Zweifel des Bischofs, um die Weihe zu verweigern
      -> Zweifel müssen nicht erläutert werden
      -> der Bischof / die Bistumsleitung muss nicht aktiv mitarbeiten, um die Zweifel zu verifizieren oder falsifizieren.
  • Eine Ausbildung, die vom Bistum nicht ernst genommen wird
    • Nach vier Jahren hat man kein gefestigtes Bild des Kandidaten
      -> es reicht ein allgemein gehaltener Einspruch, um das Bild eines Weihekandidaten, das sich über Jahre hinweg geformt hat und mit öffentlich abgegeben Zuspruch unterstützt wurde, komplett umzudrehen
    • Durch Wechsel in Leitung Personal wurde die Kandidaten-Begleitung fast ein Jahr ausgesetzt
    • Die Gutachten (Pfarrei, Ausbildungsleitung) werden durch den Bischof als „Gefälligkeitsgutachten“ betrachtet, um diese ignorieren zu können
  • Frieden wird mit Störfreiheit verwechselt
    • Eine Positionierung bei pastoralen Themen wird nicht gewünscht
      -> eine Weiterentwicklung im Sinne der Kirchenentwicklung ist so faktisch nicht möglich
    • Störung in der Gemeinde wird als Ärgernis, nicht als Chance begriffen
      -> Konflikte werden nicht wirklich gelöst, sie werden „verdeckt“.
    • Durch das Agieren der Bistumsleitung werden Probleme vor Ort nicht gelöst, sondern eher verstärkt
      -> keine klare Positionierung zu Themen, Mitarbeitern wird nicht der Rücken gestärkt
    • Der „Gemeindefrieden“ ist wichtiger als die Mitarbeiter des Bistums
      -> Fürsorgepflicht wird so gut wie nicht wahrgenommen
  • Wie hier mit mir, als einer Person, die sich seit Jahren innerhalb und außerhalb der Gemeinde mit viel Herzblut und Menschenfreude engagiert, umgegangen wird, verursacht mir Schmerzen, die ich nicht in Worte fassen kann
  • Die Auswirkungen auf die Familie sind massiv
    Meine Frau und meine Kinder haben während der 4jährigen Ausbildungszeit auf ihren Mann und Vater regelmäßig verzichten müssen. Obwohl das nicht immer einfach war, haben sie mich bedingungslos auf meinem Weg unterstützt. Nun war alles „umsonst“?
    Und wie soll ich den mir anvertrauten jungen Menschen glaubhaft versichern, dass Kirche ein Zuhause ist, wo mit ihrem Vater so unmenschlich umgegangen wird?
  • Die Geschehnisse führen zu einer Beschädigung meines Rufes sowohl innerhalb der Kirche als auch in meinem sozialen und gesellschaftlichen Umfeld
    (Irgendetwas wird schon dran sein, dass er nicht geweiht wird..)
  • Mir war bewusst, dass das System „katholische Kirche“ in einigen Bereichen krank ist.
    An dessen Heilung mitzuwirken war eine der vielen Motivationen für mich, den Weg als Diakon zu gehen.
    Das Missbrauch von Macht und systemunterstütztes Mobbing so real wird, konnte ich mir bisher nicht vorstellen. 
  • Die Frage, ob man ein solches System durch seinen Dienst verändern kann oder ob man es eher festigt, und damit mitschuldig wird, kann ich mir derzeit nicht beantworten
  • Einzelne Menschen, mit denen ich auf dem Weg war und bin, sind mir eine wichtige Stütze. Die Gemeinde als „Organisation“ ist jedoch „schweigsam“.
  • Ob und wie es mit der Frage der Diakonenweihe weitergeht, kann ich derzeit nicht beurteilen.
    Hier liegen die nächsten Schritte derzeit bei der Bistumsleitung.
  • Auf so vielen Ebenen absichtlich und unabsichtlich verletzt worden zu sein, kostet unglaublich viel Energie. Trotzdem ist kein Mensch in der Lage das Feuer zu löschen, das die Geisteskraft Gottes mir ins Herz gelegt hat. Auch die Menschen, die mit mir auf dem Weg sind und am Tag der Weihe mich besucht und gesegnet haben, helfen mir weiterzugehen.
    Ich erlebe, dass auch ohne „Institution Kirche“ vieles , manches sogar besser möglich ist.
    Welche Themen das sind? Dazu ist erstmal hören auf SEINEN Geist angesagt.
  • Das Thema (Macht)-Missbrauch in der Kirche werde ich weiterhin kritisch begleiten

Noch eine Anmerkung: Wenn Sie/Du ebenfalls Erfahrungen mit Mobbing in Kirche gemacht hast, würde ich mich über eine Kontaktaufnahme freuen.
In der evangelischen Kirche gibt es den Verein D.A.V.I.D (www.david-gegen-mobbing.de),
auf katholischer Seite kenne ich keine vergleichbare Initiative.

D.A.V.I.D. schreibt unter anderem:
Weil uns in unserer heutigen Kirche bis hinauf in die leitenden Ämter diese Christuserkenntnis nicht mehr trägt, eben darum werden kirchliche Konflikte nur noch nach den Maßstäben dieser Welt „gelöst“. Man redet von „Versöhnung“ und meint Unterwerfung, von „Frieden“ und meint Störungsfreiheit, man übernimmt aus dem Eherecht das Prinzip der Zerrüttung und glaubt, Frieden schaffen zu können, indem man Menschen voneinander scheidet. Gemeinden und Amtskirche folgen nur zu oft den in der Welt gängigen Lösungswegen und suchen und identifizieren Sündenböcke in dem Glauben, durch deren Austreibung eine Gemeinschaft wieder heilen zu können. Doch all diese Wege führen nicht zum Frieden. Sie führen nur zu noch tieferer Zerstörung von Gemeinden und Kirche.

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